In der Vaterstadt - Friedrich Theodor Vischer

I.

Das sind die alten Wege,
Die schattigen Alleen,
Des Parkes alte Stege,
Felsburg und kleine Seen.

Das sind die alten Gassen,
Der Marktplatz, leer und breit,
Vollauf ist Raum gelassen
Für Kinderlustbarkeit.

Das sind die Laubengänge,
Die uns so wohl behagt,
Durch deren luft'ge Länge
Wir jauchzend uns gejagt.

Und hier am Hallenbaue,
Hier steht das Vaterhaus.
Ehrwürdig Haupt, o schaue –
Ich harre – schau heraus!

O Mutterbild, erscheine!
Geschwister, kommt an's Licht!
Der teuren Seelen keine
Darf fehlen. Säumet nicht!


II.

Ist Mancher so gegangen
Und hat zurückgedacht,
Wie er mit Kinderwangen
Hier einst gespielt, gelacht.

Wird Mancher noch so gehen
Und denken so zurück
Und wird sich selber sehen
In seinem Kindesglück,

Wird stehen, wie ich heute,
An seinem Vaterhaus,
Wo nun die fremden Leute
Zum Fenster schau'n heraus.

Wird suchen und wird spähen,
Am hellen Tage blind,
Wird meinen, er müsse sie sehen,
Die alle nicht mehr sind.