Die veränderte Natur im späten Herbste - Johanne Juliane Schubert
Wie schnell sind sie verschwunden,
Wie bald uns hingeflohn
Des Sommers frohe Stunden!
Der sanfte Lieder Ton
Der muntern Vögel schweiget
Und öde steht die Flur;
Kein Duft von Blumen steiget
Aus frischem Grün empor. –
Entblättert stehn die Haine,
Die ich einst froh besang;
Entzückt, weil' ich am Raine,
Im frischen Birkengang.
Und nun, wie öde stehet
Die Flur – wie freudenleer!
Kein lauer Zephir wehet
Durch holde Rosen mehr. –
Verlassen stehn die Wälder
In dunkles Grau versteckt;
Der Landmann flieht die Felder
Vom Nordwind abgeschreckt. –
So schnell verblüht der Erde
Auch noch so schönes Glück;
Oft folget Gram, Beschwerde
Dem frohsten Augenblick.
Oft störet bange Klage,
Wo vor uns Rosen blühn,
Und selbst auch unsre Tage
Fliehn unaufhaltsam hin.
Bald sind die schönsten Stunden
Von unsrer Lebenszeit,
Des Frühlings Lenz verschwunden
Ins Meer der Ewigkeit. –
O! laßt in Lobgesängen
Sich unser Dankgefühl,
Zum Welten-Schöpfer drängen,
Der unser Lebensziel
Nicht bloß auf diese Zeiten
Einschränkte; Nein! uns schuf
Zu frohen Ewigkeiten,
Für jene Welt uns schuf.
Dort wird kein banges Leiden,
Kein Ungemach mehr sein,
Kein Sturm die Blümchen neiden,
Nichts unser Glück entweihn. –
So sei denn Erdenglücke
Von kurzer Dauer nur:
Froh sehen unsre Blicke
Zur bessern Welt empor.