Bei herannahendem Herbst - Johanne Juliane Schubert
Wie allmählich sinkt die Pracht
Unsrer Fluren wieder
In den Arm der Winterruh
Matt und schläfrig nieder!
Blümchen, die oft festlich schön
Berg und Fluren schmückten,
Und durch ihren Balsamduft
Unser Herz erquickten,
Sind verblüht, und öde stehn
Unsre Blumen-Beete,
Die der Nordwind unverhofft
Ohne Schonung mähte;
Kränze, die des Frühlings Hand
Um den Hain gewunden,
Sind allmählich abgewelkt,
Ihre Pracht verschwunden.
Dunkle Nebel ziehn durchs Tal;
Frost und rauhe Winde
Stürmen das verwelkte Laub
Traurig von der Linde.
Einsam fließt auf Moos und Sand
Jetzt die Wiesenquelle;
Kein Vergißmeinnicht umkränzt
Ihre Silberwelle.
Alles schläft allmählich ein,
Alles eilt zum Sterben,
Sagend mir das große Wort:
Mensch, auch du mußt sterben!
Einst, sei's früher oder spät,
Sind auch sie verschwunden,
Die von deinem Schöpfer dir
Zugezählten Stunden!
Vater meiner Lebenszeit!
Hilf, daß ich bei Zeiten
Mich zur stillen Grabes-Ruh
Möge vorbereiten!
Daß ich jeden Tag, den du
Mir noch schenkst auf Erden,
Möge für die bess're Welt
Immer reifer werden.