Pforta - Friedrich Nietzsche
Bei Naumburg im freundlichen Tale,
Da liegt manch reizender Ort,
Der schönste doch aber von allen,
Das ist mir die Pforte dort.
Ich stand einst auf grünender Höhe,
Vergoldet vom sinkenden Strahl,
Da wurde mir plötzlich so wehe,
Als runter ich schaute in's Tal.
Es tönte ein lieblich Geläute
Und mahnte so sanft zur Ruh;
Die Wiese im grünenden Kleide
Deckt weißlicher Nebel still zu.
Die Sterne, sie leuchten so helle,
Sie ziehen in goldener Bahn,
Wie himmlische Wächter von droben,
Und blicken so friedlich uns an.
Es herrscht eine heilige Stille,
Und Pforta liegt nebelumwallt,
Beleuchtet vom düsteren Scheine,
In geisterhafter Gestalt.
Ich kann ihn nun nie vergessen,
Den Eindruck so wunderbar:
Es zieht mich an selbige Stätte,
Warum? das wird mir nicht klar.