Ist alles stumm und leer - Karoline von Günderrode
Ist alles stumm und leer,
Nichts macht mir Freude mehr;
Düfte, sie düften nicht,
Lüfte, sie lüften nicht,
Mein Herz so schwer!
Ist alles öd und hin,
Bange mein Geist und Sinn;
Wollte, nicht weiß ich was,
Jagt mich ohne Unterlaß,
Wüßt' ich wohin? -
Ein Bild von Meisterhand
Hat mir den Sinn gebannt.
Seit ich das Holde sah,
Ist's fern und ewig nah
Mir anverwandt. -
Ein Klang im Herzen ruht,
Der noch erfüllt den Mut
Wie Flötenhauch ein Wort,
Tönet noch leise fort,
Stillt Tränenflut.
Frühlinges Blumen treu,
Kommen zurück auf's Neu;
Nicht so der Liebe Glück!
Ach es kommt nicht zurück,
Schön, doch nicht treu.
Kann Lieb so unlieb sein,
von mir so fern, was mein? -
Kann Lust so schmerzlich sein,
Untreu so herzlich sein? -
O Wonn' o Pein!
Phönix der Lieblichkeit,
Dich trägt dein Fittig weit
Hin zu der Sonne Strahl -
Ach, was ist dir zumal
Mein einsam Leid?