Tageszeiten - Anastasius Grün
Wann ich immer kommen mag,
So bei Nacht und so bei Tag,
Stets auf ihrem Leichenstein
Glänzet Tau wie Silber rein.
Zieht der Morgen erdenab,
Wallt er auch zu ihrem Grab,
Schüttelt auf des Grabes Rain
Opfernd Perl' und Edelstein.
Zieht vorbei an ihrer Gruft
Abend mit Gesang und Duft,
Sprengt er sanften Regen hin,
Daß die Blumen fürder blühn.
Wenn in Kummer und Gebet
Nacht am frischen Hügel steht,
Ringt sich eine Träne los
Ihrem Auge hell und groß.
Mehr als Morgen, Abend, Nacht,
Hat des Tau's Mittag gebracht;
Doch woher? will mir nicht ein,
Steh doch ich am Grab allein.