Lebensmüde - Clemens Brentano

Weste säuseln; silbern wallen
Locken um den Scheitel mir.
Meiner Harfe Töne hallen
Sanfter durch die Felsen hier.
Aus der ew'gen Ferne winken
Tröstend mir die Sterne zu.
Meine müden Augen sinken
Hin zur Erde, suchen Ruh'!

Bald, ach bald wird bess'res Leben
Dieses müde Herz erfreu'n,
Und der Seele banges Streben
Ewig dann gestillet sein.
Schwarzer Grabesschatten dringet
Um den Tränenblick empor,
Aus des Todes Asche ringet
Schön're Hoffnung sich hervor!

Meines Kindes Klage lallet
Durchs Gewölbe, dumpf und hohl,
Idolmio's Zunge lallet
Jammernd mir das Lebewohl
Zu der lang' ersehnten Reise.
Senkt mich in der Toten Reih'n!
Klaget nicht; denn sanft und leise
Wird des Müden Schlummer sein.

Und du Gute nimmst die beiden
Mütterlich in deinen Arm,
Linderst meiner Tochter Leiden,
Lächelst weg des Knaben Harm.
Aus des Äthers lichter Ferne
Blickt dann Trost der Geist euch zu,
Es umarmen sich zwei Sterne,
Und ihr Kuß gibt allen Ruh'.

Schwermut glänzt des Mondes Helle
In mein tränenloses Aug',
Schatten schweben durch die Zelle,
Seufzer lispeln, Geisterhauch
Rauschet bang' durch meine Saiten,
Horchend heb' ich nun die Hand,
Und es pochen, Trost im Leiden,
Totenuhren in der Wand.