Rezept wider böse Weiber - Anna Louisa Karsch
Ein armer Ehegatte,
Der ohne seine Schuld
Die Höll' auf Erden hatte,
Ward endlich der Geduld
Nach langen Jahren müde,
Und schaffte schnell und klug
Sich vor dem Engel Friede,
Der ihn mit Fäusten schlug.
Sein Weib war bitterböse,
Die Tobsucht rief aus ihr,
Bei manchem Zankgetöse:
Ein Leides tu ich mir!
Ja ja, du Weiberhasser,
Du Teufel, der du bist,
Ich springe noch ins Wasser,
Wo es am tiefsten ist.
Sie sprach's zu tausendmalen,
Und sprang ins Wasser nie.
Auf neue Männerqualen
Dacht ihre Seele früh,
Sobald der Tag erwachte.
Ihr Dämon, schwarz und klein,
Blies ihr im Traum bei Nachte
Den Stoff zum Zanken ein.
Einst fing beim Abendtische
Ihr Zorn zu donnern an,
Und still, wie stumme Fische,
Blieb ihr geplagter Mann;
Ließ ihrer frechen Zunge
Den Zügel - gab ihr nach,
Bis sie vom Wassersprunge
Mit blauen Lefzen sprach.
Da warf der Mann sein Messer
Tief in den Tisch, und riß
Das Weib an ein Gewässer.
Hier, sprach er: Tue dies
Was du zu tun beschlossen.
Hier springe mir hinab. -
Hier sah sie, furchtbegossen,
Ins grause Wassergrab.
Sie hing an seinen Armen
Und fühlte Todesqual;
Er aber, ohn Erbarmen,
Er tauchte siebenmal
Sie unter mit dem Kopfe,
Bis sie die Luft verlor:
Und hub sie drauf beim Zopfe
Stark aus der Flut empor.
Das Mittel half geschwinde;
Sie seufzte leichenblaß:
Ach! Männchen, sei gelinde,
Ach! liebes Männchen, laß
Mich diesesmal nur leben,
Und ende meine Pein,
Ich will mich gern bestreben,
Recht lämmerfromm zu sein.
Der Mann ließ sich bedingen,
Das Weib ward zahm gemacht,
Und an kein Wasserspringen
Ward künftig mehr gedacht.
Sie lebten, sanft wie Tauben,
Von keinem Zank gequält,
Und alle Welt wird's glauben
Weil es ein Weib erzählt.