Glückwünschungslied - Martin Opitz
für den Herzog Georg Rudolph
Die schöne Sonne steiget,
Die Luft kriegt neue Zier,
Fast kein Geflügel schweiget,
Die Blumen scheinen für;
Die grünen Hügel lachen,
Die Saate gehet auf,
Wald, Wild und Feld erwachen,
Der Lenz kriegt seinen Lauf.
O Vater, Herr der Erden,
Dies wird von dir getan!
Laß doch uns auch froh werden,
Sieh uns auch wieder an,
Daß deines Segens Wonne
Bald möge bei uns sein,
Und deiner Gnaden Sonne
Uns gebe neuen Schein!
Laß uns doch nicht mehr wallen
In solcher Kriegeslast;
Verpflanz' in Ruh' vor allen
Die Äste vom Piast,
Die Königlichen Äste,
Die wider ihre Schuld
Ernähren fremde Gäste,
In Hoffnung und Geduld.
Halt' ob dem lieben Helden
Georg Rudolphen Hand;
Laß bald ihn hören melden:
Komm wieder in dein Land!
Es müsse vor dir fliehen
Der Waffen schwere Last,
Daß Feld und Städte blühen,
Die du zu Diensten hast.
Ihr, denen jetzt beliebet,
Zu trutzen auf die Macht,
Die euch der Krieg nur giebet,
Seid wohl darauf bedacht,
Daß Mars doch fort muß gehen,
Der Fürsten hoher Stand
Und sie doch bleiben stehen:
Gott hält ob ihnen Hand!