Hymne - Wilhelm Jordan

Wolken, haltet ihr verschleiert
Einen der mein Herz versteht?
Sterne droben, vielgefeiert,
Hört auf euch wer mein Gebet?

Großer Feuerkönig Sonne,
Pulst in Dir ein Weltenherz?
Wirkst du liebend meine Wonne?
Teilst du fühlend meinen Schmerz?

Ach, genug von sich zu lernen
Gab allmählich die Natur!
Höhnisch klingt von Wolken, Sternen
Nieder eine Antwort nur:

„Unser Weben, Wallen, Ballen,
Unsern Chaosglutensturm
Kümmert nichts dein Träumen, Lallen,
Nichts dein Schicksal, Erdenwurm.

Hoffe, wünsche, winsle Bittchen, -
Kannst du steuern den Orkan?
Nicht um eines Käfers Schrittchen
Beugt dein Wahnbild unsre Bahn.“

Menschenseele, unverloren
Trotzt in Dir dem Weltenspott
Unzerstörbar eingeboren,
Letzten Sieges sicher Gott.

Ob im Sonnenfeuerpfuhle
Wild das Chaos weiter gährt,
Ordne deinen Stern zur Schule
Die den Gott erzieht, verklärt.

Nicht errechten, nur erfechten
Kannst du Dem in stetem Streit
Mit des Neides finstern Mächten
Seine Erdenherrlichkeit.

Ihn, getrost und ohne Säumnis
Wacker kämpfend, lebe dar;
Dir dann ist vom Weltgeheimnis
Weit das Beste offenbar.

Ja, Gott ward, die Welt vom Bösen
Loszuringen, Fleisch und Bein;
Doch der Mensch muß Gott erlösen
Und aus Neid und Not befrein.