Warum so bleich ich stehe - Wilhelm Zimmermann

Warum so bleich ich stehe,
So still, so schmerzenbleich,
So oft ich Rosen sehe,
Als rännen mir Tränen gleich?

Ich brach der Rosen viele
In mancher seligen Stund,
In schönem Liebesspiele,
Von der Allerliebsten Mund.

Da hatt' ich keine Sorgen,
So viel ich Rosen brach,
Mir wuchsen jeden Morgen
Nur immer schönere nach.

Doch als ich einst erstanden,
Da waren die Rosen verweht,
Und blaue Veilchen standen
Im Rosenlippenbeet.

Still nahm ich von ihrem Munde
Die letzte Blume sogleich,
Da wurden zur selben Stunde
Die Wangen mir so bleich.