Schöner Traum - Ludwig Gottfried Neumann

Heut Nacht hat mir der Schlummer
Ein trübes Bild gebracht;
Ich lag am Pfühl, durchrieselt
Von Fiebers Winternacht.

Du standest bei dem Bette,
Du treues, gutes Herz,
Und pflegtest mich, den Kranken,
Sanft lindernd meinen Schmerz.

Hast mich so zart gepfleget
Mit weiblich milder Hand,
Daß ich darob vor Freude
Mein Leiden kaum empfand.

Da hab ich in Gedanken
Zu dir empor geblickt:
„Wie doch die Lieb' am meisten
Dem Tode nah entzückt!“

Verschwunden war der Schlummer,
Ich wußt es selber kaum;
Ich dachte: Diese Bilder,
Sie sind kein leerer Traum.