Im Herbste - Franz von Dingelstedt

Wer mit frischem Jugendsinne
Tändelnd durch das Leben geht,
Von der ersten, süßen Minne
Schmeichlerischem Wahn umweht,
Der mag sich am Lenz vergnügen
Und, von seiner Lust durchsprüht,
Stürmend durch die Himmel fliegen,
Wenn die erste Rose blüht.

Aber wem ein später Friede
Sich nach schwerem Kampf erschloß,
Ach, den laßt sein Haupt, das müde,
Legen in des Herbstes Schoß.
Weicher tönet dann und milder
Des versöhnten Schmerzes Lied,
Wenn der Geist die inn'ren Bilder
Draußen abgespiegelt sieht.