Mein Traum - Adele Schopenhauer
(Der Traum bezieht sich auf ein ausgeschnittenes Bildchen, dessen Beschreibung er ist.)
Über dem weiten Meer
Wölbt sich der Felsen Tor,
Rauh ist der Bau und schwer,
Ungleich tritt viel hervor –
Drum hat der Herr der Welt
Sauvegarden aufgestellt,
Die halten Tag und Nacht
Sorgsam und treulich Wacht.
Wild ist die Phantasie,
Kommt nur im Sprung an's Ziel,
Kennt nicht des Lebens Müh,
Und ihrer Flügel Spiel
Trägt über Berg und Tal,
Hebt über Leid und Qual;
Zeigt immer weiter fort,
Kennt keinen Landungsport. –
Nah steht die Hoffnung ihr,
Reicht zu den Sternen hin,
Einet mit zartem Sinn
Himmels- und Erdenblüt',
Und wie das Schifflein zieht,
Stehn stets die Sterne nah,
Die es am liebsten sah.
Und so mein schönes, reiches Schiff
Fahr wohl durchs Leben hin!