Der Mond - Caroline Rudolphi
Im stillen heitern Glanze
Tritt er so mild einher:
Wer ist im Sternenkranze
So schön geschmückt als er?
Er lächelt still, bescheiden,
Verhüllt sein Angesicht,
Und gibt doch so viel Freuden
Mit seinem trauten Licht.
Er lohnt des Tags Beschwerde,
Schließt sanft die Augen zu,
Und winkt der müden Erde
Zur stillen Abendruh.
Schenkt mit der Abendkühle
Den Seelen reine Lust;
Die seligsten Gefühle
Gießt er in unsre Brust.
Lockt uns zu heilgen Bäumen
Im schauerlichen Hain,
Weiht uns zu hohen Träumen
Vom Glück des Himmels ein.
Wenn dann ein leises Wehen
Im schönen Blütenbaum,
Den wir umschimmert sehen,
Vollendet unsern Traum;
Dann glänzt es in den Blicken,
Dann klopfts in unsrer Brust;
Was fehlt dann zum Entzücken
Des Himmels unsrer Lust?
Du, der ihn uns gegeben
Mit seinem trauten Licht,
Hast Freud' am frohen Leben,
Sonst gäbst du ihn uns nicht.
Hab Dank für alle Freuden,
Hab Dank für deinen Mond - -
Der Tages Last und Leiden
So reich, so freundlich lohnt!