Verschwiegene Liebe - Julius Wilhelm Zincgref
Laßt fahren eu'r Verlangen,
Die ihr ausforschen wollt,
Ob ich von ihr gefangen,
Und ob sie mir sei hold.
Je mehr mein Feuer brennet,
Je minder ist der Schein,
Je minder sie bekennet,
Je größer ist die Pein.
Sie gleicht dem Donnerstrahle,
Der innerhalb verzehrt,
Auswendig überalle
Nicht das geringst' versehrt.
Sie hat mich nur im Herzen
So inniglich entzünd't,
Also, daß auch kein Schmerzen
Der übrig' Leib empfind't.
Ja, wenn mein Herz gedächte,
Daß irgend dieser Lieb'
Geheimnis man ausbrächte,
Uns beiden zu Betrüb':
Es würden sich verhehlen
Selbst die Gedanken mein,
Auch meinem Mund befehlen,
Hinfort gar stumm zu sein.
Wie könnt' mir dann gedeihen,
Glückseliger zu sein?
Was könnt' mir mehr verleihen,
Zu mindern meine Pein;
Als in der Still' zu mehren
Die süße Liebesbrunst,
Und so mich zu verehren
Der allerliebsten Gunst;
Mich in Geheim beschließen,
Bei dieser argen Zeit,
Und in mir selbst genießen
Meiner Glückseligkeit.
So, Schatz, so werd' ich sehen,
Bei dem Verstande dein
Dich mich vielmehr verstehen,
Als bei den Worten mein.
So, Schatz, so red' mein Herze
Durch eine neue Sprach',
Erzählend seinen Schmerze
Durch eine stille Klag'.
Es deut't, was es begehret,
Und zeiget, was es sei,
Und will von euch gewähret
Sein einer gleichen Treu'.
Nun sagt, tut der nicht flehen,
Tut der nicht bitten sehr,
Der seine Lieb' läßt sehen,
Und sonst nichts saget mehr?