Schlafe wohl - Wilhelm Zimmermann

Grablied einer Braut, die dem Geliebten nachstarb

Schlafe wohl, und träume schön!
Wenn des Sommers Wange bleicht,
Und von den geliebten Höh'n
Traurig früh die Sonne weicht,
Geh'n entkleidet Blum und Laub
Schlafen in dem Bett von Staub.

Schlafe wohl, und träume süß,
Weiße Lilie, weiße Braut,
Was das Schicksal rauh zerriß,
Hat der milde Tod getraut.
Liebe folgt der Liebe nach
In das stille Schlafgemach.

Schlafe wohl, und träume leicht,
Schöner als im Sonnenschein,
Von der Bosheit unerreicht,
Wird es in der Nacht dir sein.
Denn als ewige Lampe hellt
Reines Herz dein Schlafgezelt.

Schlafe wohl, und träume sanft,
Naß wird unser Blick noch sein,
Wenn schon deines Brautbetts Ranft
Blaue Veilchen fassen ein.
Du hast ausgeweint, gelacht,
Süße Freundin, gute Nacht!