Künstler-Frohsinn - Johann Martin Usteri

Wer sich Blumen streuen will
Auf des Lebens Pfade,
Blinzle oft und schweige still,
Lasse fünf gerade:
Freudig kreist der Zeiten Lauf,
Setzt man Rosenbrillen auf.

Täglich, Freunde, pinseln wir
Eine große Lehre:
Daß, wenn Lebensnot nicht wär',
Lebensfreud' nicht wäre;
Kraftlos bleibt ein Bild und matt,
Wenn es keine Schatten hat.

Wie beim Gift der Schmetterling
Find't gesunde Beute;
Finden wir bei jedem Ding
Eine helle Seite:
Drum den Trinkspruch ausgebracht:
Es ist alles gut gemacht!

Schwäche und Stupidität
Laßt uns nicht bewinseln,
Wenn es keine Pinsel hätt',
Gäb's nicht viel zu pinseln:
Ohne Menscheneitelkeit
Käm' des Künstlers Glück nicht weit.

Sei's im Philosophen-Staat
Trüber oder heller:
Wo es fette Klöster hat,
Gibt's auch volle Keller.
Füllt der Wucherer sein Haus,
Leert's sein Erbe wieder aus.

Zieren unser Tischchen auch
Keine Aalpasteten,
Pfuschen dann in unserm Bauch
Keine Facultäten:
Hunger ist der beste Koch;
Tiefgesessen fällt nicht hoch.

Wir sind keine Waterloo's,
Keine Raphaele,
Claude's und Correggio's -
Drob sich keiner quäle!
Auch dem Mindersein gebricht,
Scheint's auch dunkel, nicht das Licht.

Ständen wir schon oben auf
Auf der Künstlerleiter,
Dort erlahmte unser Lauf,
Denn man kann nicht weiter.
Ach! und alles in der Welt,
Was nicht höher kann, das fällt!

Kommen wir dann immerhin
Nicht zur höchsten Sprosse,
Bleibe nur ein froher Sinn
Unser Reisgenosse!
Leichter Sinn und froher Mut
Sind des Künstlers höchstes Gut!