Zuruf - Robert Eduard Prutz

Nach allertrübsten Tagen,
Nach Sturm und Mißgeschick,
Nun, Seele, laß Dein Zagen,
Nun frisch emporgeschlagen
Den tränenfeuchten Blick!

Wohl Vieles ist geschwunden,
Woran Du fest geglaubt:
Es hat, mit tausend Wunden,
Die schnöde Flucht der Stunden
Viel Teures Dir geraubt.

Laß fahren hin, laß fahren
Und zähme Deinen Schmerz!
Nach kummervollen Jahren,
Dir bleibt, bei grauen Haaren,
Dir bleibt das eigne Herz!

Sie schelten Spiel und Grillen,
Wonach Du heiß gestrebt:
Du aber weißt im Stillen,
Du weißt, welch heil'ger Willen
Tief innen Dich belebt.

Nicht alle Keime reifen,
Nicht bei der besten Hut:
Das Ird'sche abzustreifen,
Das Ew'ge zu ergreifen,
O Seele, habe Mut!

Viel Kränze seh' ich schweben,
Doch wer erhält den Preis?
Nur dem wird er gegeben,
Der nicht allein zu leben,
Der auch zu sterben weiß. -