Die Verwandlung - Christian Ludwig Neuffer

Ein Rätsel ist des Menschen Herz,
In ihm ist Seligkeit und Schmerz,
Heut ist's nicht, wie es gestern war,
Und ewig bleibt es wandelbar.

Wer hat dem Jungling was getan?
Welch großes Unglück fiel ihn an?
Er flieht der Menschen Angesicht,
Und achtet selbst der Freunde nicht.

Vergebens lacht ihm die Natur,
Er sucht die stillen Wälder nur,
Er klagt in tiefer Einsamkeit
Den Felsen sein geheimes Leid.

Für ihn blüht keine Rose mehr,
Ihm ist die Erde freudenleer,
Die ganze Welt ist ihm verhaßt,
Sein Leben selbst die größte Last.

Wer hat so elend ihn gemacht?
Ein Irrtum, dessen heut' er lacht.
Die kleine Spröde, die er liebt,
Hat gestern ihn so sehr betrübt.

Doch jetzo glühet ihm die Brust
Von unaussprechlich süßer Lust;
Wie freudig blickt er nun umher,
Das ist der alte Mensch nicht mehr!

Und hat er nun ein anders Herz?
Was heilte seinen tiefen Schmerz?
Ein Händedruck, ein sanfter Blick,
Das schuf ihm so ein hohes Glück.

Wohlauf, das Herz ist wandelbar,
Heut' ist's nicht, wie es gestern war!
Heil mir, du liebst, o Ida mich!
Ein andrer Mensch, der bin auch ich.