Vier Lieder vom Häuserbauen - Gustav Jahn

1.

Nun hebt Gott an zu bauen
Aufs neue mir ein Haus -
Ich weiß, er wird nicht ruhen,
Bis ers geführt hinaus.

Mein erstes war zerfallen,
Noch ehs zu blühn begann -
Ich weiß, daß Gottes Odem
Erstehn es heißen kann.

Ich wähnte mich verlassen;
Da sah er meinen Gram,
Und legt ans Herz mir wieder,
Was er vom Herzen nahm.

2.

Seit mein gesunknes Lieben
Gott also baut mit Macht;
Ist auch in meinem Herzen
Ein Trieb zum Baun erwacht.

Mich drängts, ein Haus zu bauen,
Gar sauber, hell und rein;
Aufs wohnlichste und beste
Möcht ich es richten ein.

Wie ichs am besten baue
Sinn ich den ganzen Tag:
Nur daß mein Lieb gern wohnen
Und gern drin schalten mag.

3.

Seitdem ein Haus zu bauen
Mir also kam die Lust,
Schwellt flugs ein gleich Verlangen
Auch meiner Liebsten Brust.

Nur muß all ihre Arbeit
Der Welt verborgen sein:
Sie baut im tiefsten Herzen
Ein stilles Kämmerlein.

Das ist so traut und heimlich,
Ein Fremder ahnt es kaum:
Es hat nur Raum für Einen,
Es hat für mich nur Raum!

4.

Und wenn nun Alles fertig,
Mein süßes Lieb, was dann?
Dann hebt erst recht von neuem
Ein fröhlich Bauen an!

Wir wollen nimmer feiern,
Nie werden laß und müd;
Wenn unter Gottes Schirme
Einst unser Haus erblüht.

Dann führen wir zusammen
Den rechten Bau erst aus,
Und bauen unsre Herzen
Zu einem Gotteshaus.