Über Nacht - Johann Georg Fischer
Im frühsten Lenze hat sie mich
Geküßt bei Tagesneige;
Es stahl ein Abendlüftchen sich
Durch zitternde Pappelzweige.
O Lüftlein, das so leis' genaht,
Du wardst ein Stürmen und Sausen,
Und ihrer Lippe stille Tat
Ein Gähren und ein Brausen,
Das nächtlich kam, in wilder Lust
Die Forste zu zerwühlen,
Das sich in meiner heißen Brust
Nicht legen will und kühlen.
Ich seh' die Bäume des Morgens an;
Wie steht ihr so ruhig draußen! -
Euch ward nicht Liebe angetan,
Sonst müßtet ihr selig brausen.